Ulrike Raich-Trauner, 10. Oktober 2025

All unser Erleben ist als Erfahrung neurobiologisch im Körper gespeichert. Auch traumatische Erfahrungen haben sich oft als unbewusste Erinnerungen im Körper verankert. Viele Menschen haben bewusste oder unbewusste Widerstände und Blockaden, sich im Körper gut zu spüren und wahrzunehmen. Dieses sich im Körper spüren, ist aber die Voraussetzung gut für sich sorgen zu können, sich angemessen abzugrenzen und nicht im chronischen Stress festzustecken. Ist die Wahrnehmung nach innen und außen nicht dynamisch verbunden, kann sich das autonome Nervensystem nicht ausreichend ausbalancieren und regenerieren. Ein Teufelskreislauf entsteht. Um sich nicht zu spüren, hält man die Aufmerksamkeit ständig im außen, kommt noch weniger zur Ruhe und hat oft das Gefühl nicht mehr abschalten zu können. Erschöpfung und Energielosigkeit als Grundempfindungen machen sich breit.

Der Weg in den Ausgleich und in eine positive Veränderung geht über den Körper.

Tiefgreifende Entspannung und eine gute Nervensystemregulation braucht die Wahrnehmung des Körpers, und die Fähigkeit in sich hinein zu spüren.

Um dabei nicht von schwierigen Gefühlen und traumatischen Erinnerungen überflutet zu werden, braucht es eine achtsames strukturiertes Wahrnehmen Lernen des Körpers.

Traumasensible Körperarbeit ist ein Prozess in eine neue Beziehung zum eigenen Körper und damit zu sich selbst und zur Welt.



Traumatische Erfahrungen bergen immer auch die Möglichkeit des Wachstums und der positiven Entwicklung in sich.

Neben psychotherapeutischer Begleitung kann traumasensible Körperarbeit und Yoga ein wesentlicher Bestandteil auf diesem Weg sein. Im Vordergrund steht das Training der Spürfähigkeit und die Regulation des Vegetativen Nervensystems über gezielte und dosierte Körper- und Atemübungen. In dieser Praxis geht es nicht darum, wie „gut“ die Übungen gemacht werden. Vielmehr ist eines der Kernelemente, dass der/die Praktizierende angeleitet wird, zur Forscher*in zu werden, wie und was sich richtig und gut anfühlt. Von diesem inneren Ort aus können neue Möglichkeiten erfahren werden, sich mit sich selbst und sich aus sich heraus wohl und sicher zu fühlen.

Als Achtsamkeitspraxis führt uns das bewusste Spüren und Bewegen des Körpers ins Hier und Jetzt und ermöglicht mehr und mehr ein Gefühl des Verbundenseins mit sich selbst. Die Erfahrung durch eigene Handlungen selbst etwas an der eigenen Befindlichkeit ändern zu können, ist im Sinne des Erlebens von Selbstwirksamkeit ein wesentliches Element der heilsamen Wirkung dieser Praxis. Nach und nach kann sich die stressbedingte Erstarrung lösen, die Energie kommt ins fließen und ein fürsorglicherer Umgang mit sich selbst wird möglich.


Als Medizinische Trainingstherapeutin arbeite ich im Einzelsetting mit Klient*innen mit psychiatrischen und psychosomatischen Diagnosen auf ärztliche Zuweisung.

Info unter: https://raich-trauner.com/medizinische-trainingstherapie/

Die Grundsätze der traumasensiblen Körperarbeit sind ein integrativer Bestandteil in meinem gesamten Yogaangebot. Info unter: https://raich-trauner.com/yoga-yogatherapie/



Bücher zum Thema:

D. Treleaven – „Traumasensitive Achtsamkeit“
D. Emmerson – „Traumayoga“
P. Luitjens  – „Systemische Traumapädagogik“
B. van der Kolk – „Verkörperter Schrecken“
L. Heller / A. Lapierre – „Entwicklungstrauma heilen“

Titelbild: WP Somnus / corridor