Ein Sommer – Text aus dem Buch „Seasons of the Sacred“ – Reconnecting to the Wisdom Within Nature and the Soul, Llewellyn Vaughan Lee, The Golden Sufi Center Publishing (2021)
und inspirierende Sommer – Gedichte
Otto Raich am 28. Juni, im Sommer 2024
Der Sommer ist eine Jahreszeit des Überflusses, in der die unzähligen Formen der Natur in einer Fülle von Farben, Düften und Schönheit erstrahlen – Gräser, die hoch und üppig wachsen, satte Jasmindüfte und das nächtliche Zirpen der Grillen. Aus den Knospen und Blüten sind jetzt unzählige Blätter und Früchte geworden.
Auch die innere Welt hat ihren Reichtum, wenn das anfängliche Erwachen des Heiligen zu Träumen führt, voller Symbole, die uns auf den Reichtum und die Tiefe der Bedeutung hinweisen, zu unserer Psyche gehörend.
Manchmal spiegeln sich das Innere und das Äußere in Synchronizitäten und symbolischen Ereignissen, zufälligen Begegnungen oder anderen unerwarteten Ereignissen, die uns die reich verwobene innere und äußere Welt, in der wir leben, bewusst machen. Manchmal erscheint diese symbolische Welt durch Musik, Malerei oder Tanz oder auf eine andere Weise, in der die innere Welt ihr heiliges Selbst mitteilt. Und wir sind die Empfänger dieser Geschenke, die unser Leben plötzlich auf eine Weise volll und reich machen, die wir uns nie hätten vorstellen können. Die Horizonte unserer Welt erweitern sich, andere Farben sind gegenwärtig, neue Türen öffnen sich.
Und diese Jahreszeit ist auch voller Kraft und Energie – das volle Licht der Sonne, ihre Hitze ist manchmal überwältigend. Oder die Gewitter an einem Sommernachmittag, wenn der Donner so nah scheint und der Regen tumulthaft aus den Wolken bricht. Auch das gehört zur inneren Welt, denn obwohl es vielleicht verborgener ist, kann das Heilige mit Kraft und Leidenschaft zu uns sprechen.
Sommer – Gedichte
über die Fülle
und über die verwobenen Fäden zwischen Innen und Außen
Du kommst und gehst. Die Türen fallen
viel sanfter zu, fast ohne Wehn.
Du bist der Leiseste von Allen,
die durch die leisen Häuser gehn.
Man kann sich so an dich gewöhnen,
dass man nicht aus dem Buche schaut,
wenn seine Bilder sich verschönen,
von deinem Schatten überblaut;
weil dich die Dinge immer tönen,
nur einmal leis und einmal laut.
Oft wenn ich dich in Sinnen sehe,
verteilt sich deine Allgestalt:
du gehst wie lauter lichte Rehe
und ich bin dunkel und bin Wald.
Du bist ein Rad, an dem ich stehe:
von deinen vielen dunklen Achsen
wird immer wieder eine schwer
und dreht sich näher zu mir her,
und meine willigen Werke wachsen
von Wiederkehr zu Wiederkehr.
RAINER MARIA RILKE
Es gibt kein einziges Teilchen in der Schöpfung
das nicht DEIN Licht trägt
gestern habe ich andere nach einem Zeichen von DIR gefragt
heute gibt es kein einziges Zeichen das nicht DU bist
JAMI (DSCHAMI)
Der Fisch kann im Wasser nicht ertrinken,
der Vogel in den Lüften nicht versinken,
das Gold ist im Feuer nie vergangen,
denn es wird dort Klarheit
und leuchtenden Glanz empfangen.
Gott hat allen Kreaturen das gegeben,
dass sie ihrer Natur gemäß leben.
Wie könnte ich denn meiner Natur widerstehen?
Ich muss von allen Dingen weg zu Gott gehen,
der mein ist von Natur,
mein Bruder nach seiner Menschlichkeit,
mein Bräutigam von Minnen
und ich seine Braut ohne Beginnen
MECHTHILD VON MAGDEBURG
Du bist 10 000 Stufen hinauf gestiegen
auf der Suche nach dem Dharma.
So viele lange Tage in Bibliotheken,
nachahmen, nachahmen.
Die Schwerkraft der Tang Dynastie und die Tiefgründigkeit
der Sung Dynastie machen ein schweres Gepäck.
Da! Ich habe DIr einen Strauss Wildblumen gepflückt.
Ihre Bedeutung ist die Gleiche
aber sie sind so viel leichter zu tragen.
HSU YUN
Jedes Teilchen der Welt ist ein Spiegel
In jedem Atom liegt das strahlende Licht
von tausend Sonnen.
Teile das Herz eines Regentropfens
hundert Ozeane werden daraus hervorgehen.
Schaue genau auf ein Sandkorn
der Same von tausend Wesen kann gesehen werden…..
Im Mark eines Hirsesamens
kann ein ganzes Universum gefunden werden.
Im Flügel einer Fliege
ein Ozean voll Wunder;
In der Pupille eines Auges, ein endloser Himmel.
Obwohl die innere Kammer des Herzens klein ist,
macht sich der Herr beider Welten
freudig heimisch hier.
MAHMUD SHABISTARI
Text: verschiedene Quellen, zusammengestellt und tlw aus dem Englischen übersetzt von Otto Raich
Titelbild: Gwenda Morgan
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