Otto Raich am 3. Dezember 2024

Im Einladungstext zu diesem Seminar stand geschrieben:
„In diesem erfahrungsorientierten Seminar erforschen wir den gemeinsamen Kern, auf den sowohl die Achtsamkeitspraxis als auch Texte von Mystikern verschiedener Traditionen verweisen.“

Eine Gruppe von 14 Teilnehmer*innen haben sich gemeinsam mit mir auf diese Forschungsreise in die eigene Tiefe eingelassen. Wir wurden dabei von den Schwestern des Marienordens, die zusammen mit dem Team vom Seminarhaus SPES das Haus der Achtsamkeit leiten, herzlich umsorgt.


Texte von Meister Eckhart, Fred LaMotte, Rumi, Sōsan und Jon Kabat-Zinn dienten uns als Inspiration und als Wegbeschreibung für die Meditation und Kontemplation.
Mit den Yoga-Intern Übungen aus dem kaschmirischen Shivaismus haben wir uns immer wieder tief mit dem Körper und Atem verbunden. Der offene gegenseitige Austausch hat geholfen, das Verständnis zu vertiefen.

Teilnehmer*innen haben nach dem Seminar geschrieben:

Spirituelles als erlebte Praxis ohne Dogma und ohne vorgegebenes Ziel zu erfahren und damit nicht allein zu sein, ist eine bestärkende Erfahrung.
Wer einen Weg sucht, für sich gut mit der Suche nach dem Weg umzugehen, kann hier fündig werden.

Georg

Nach zweieinhalb Tagen „Mindfulness Meets Mystik“ fühle ich mich inspirierter, auf eine leichte Art lebendiger und vor allem neugierig auf das, was da noch kommen mag. In meinem Alltag stellt sich nachhaltig, und in diesen integriert, neues, tieferes und vor allem feineres Erleben ein.
Vom Himmel gesegnet – innere Prozesse mit feiner Intensität- alles fühlt sich an wie von Liebe getragen.

Susanne

„Beredtes Schweigen “ bringt für mich das Seminar auf den Punkt. Die vielfältigen Einstiege auch mit Musik und Tanz waren belebend und trotz aller Ernsthaftigkeit und Tiefe war auch immer ein Augenzwinkern dabei.
Margit

Dieses Seminar hat mich wieder in Kontakt gebracht mit der Stille, die immer da ist.
Ottos Anleitungen führten mich vom Kopf ins Herz, vom Denken in die Erfahrung.
Danke, dass du deine Erfahrung weitergibst, ich freue mich schon auf ein nächstes Mal!

Belinda

Die Kombi aus fürsorglichen Ordensschwestern und Otto, in seiner einfühlsamen und kompetenten Art, haben in mir den Wunsch wieder zu kommen geweckt.
Cordula und Klaus

Das Seminar kann meiner Erfahrung nach helfen, persönliche Themen klarer zu erkennen.
Formal fand ich sehr hilfreich, dass du die jeweiligen Sitzungen mit unterschiedlichen Übungen eingeleitet hast: Qigong, Achtsames Yoga, Bodyscan… mein Dank an dich kommt von Herzen!!

Karin.

Das nächste Seminar „Mindfulness Meets Mystik“ findet von 4.-6.April 2025 statt, Seminarort wird wieder das Haus der Achtsamkeit sein.

LINK zur Seminarbeschreibung April 2025

Beispiele von Texten, mit denen wir im Seminar gearbeitet haben:

Ich habe die ganze Welt
auf der Suche nach Gott durchwandert
und ihn nirgendwo gefunden.
Als ich wieder nach Hause kam,
sah ich ihn
an der Türe meines Herzens stehen.
Und er sprach:
„Hier warte ich auf Dich
seit Ewigkeiten.“
Da bin ich mit ihm
ins Haus gegangen.

Jalāl al-Dīn Muḥammad Rūmī


Du brauchst Gott weder hier noch dort suchen;
er ist nicht ferner als vor der Tür des Herzens.
Da steht er und harrt und wartet,
wen er bereit finde, der ihm auftue und ihn einlasse.

Du brauchst ihn nicht von weit her herbeizurufen;
er kann es weniger erwarten als du, dass du ihm auftust.
Es ist ein Zeitpunkt:
Das Auftun und das Eingehen.

Wo und wann Gott dich bereitfindet,
so muss er wirken und sich in dich ergießen;
in gleicher Weise, wie wenn die Luft klar und rein ist,
die Sonne sich ergießen muss und sich nicht zurückhalten kann.

Es wäre sicherlich ein großer Mangel an Gott,
würde er nicht große Werke in dir wirken
und großes gut in dich eingießen,
wenn er dich so ledig und so frei findet.

Es ist ein Augenblick:
Das Bereitsein und das Eingießen.

Meister Eckhart


Sitzen und Bleiben

Sitzen
An einem späten Novembernachmittag einfach nur sitzen und beobachten, wie sich ein Sonnenstrahl durch den weichen Fleck in meinem Scheitel ergießt.
Stille ist Schönheit, mein Freund, und jede Zelle deines Körpers ist ein Kelch, der den Christus enthält.

Bleiben
Doch wenn meine Wurzel nicht in den Boden der Stille erreichen kann, weil sie nur auf Steine des Widerstands und des Zweifels, auf Schmerzen im Körper oder auf Unruhe im Geist trifft, was kann ich dann tun?
Nichts. Einfach bleiben.
Meine Bereitschaft zu bleiben, den Schmerz und den Widerstand mitzuerleben, wird zum Mulch, der meinen Samen nährt. Meine Bereitschaft zu bleiben, einfach hier zu bleiben, ist der Kompost meiner Widerstände, der meine Wurzel bereichert.
Geduld ist nicht erforderlich, wenn keine Zeit da ist. Der Zeuge wohnt nicht in der Zeit. Zeit ist der Lauf der Gedanken, nicht das, was ich tatsächlich bin.
Wenn ich sie bezeuge und durch sie hindurch atme, sind meine Wunden und schlimmsten Gewohnheiten der Lehm der dunklen Energie, das organische Feuer, das meine Seele zum Blühen bringt.
Die erste und letzte Anweisung lautet:
Lass den Geist im Herzen ruhen und bleibe einfach.

Alfred K. LaMotte


Titelbild: Haus der Achtsamkeit